Atelier Bella

IF IT EVER HAPPENED IT COULD BE VERY LIKE THIS: Isabel Rotzler, Valentino Scussel, Timotheus Überall

22. November 2019

Vision
Die im November stattfindende Ausstellung im BELLO Atelier befasst sich mit dem Thema Sale.
Dabei haben sich fünf Kulturschaffende zusammen gefunden um im Rahmen einer Ausstellung
auf die Wertbildung von Kunst aufmerksam zumachen. Dies soll nicht nur den aktuellen
Kunstmarkt durchleuchten, sondern vielmehr einen Ausblick auf zukünftige Formen der
„Bewertung“ von künstlerischen Praktiken geben. Wie positionieren sich junge Künstlerinnen mit
ihren Werke heute in der Kunstwelt?
Die kuratorische Idee ist es, sich bestehenden Ästhetiken aus der Verkaufsbranche zu bedienen.
„Total Liquidation“. „2 für 1“. „Popupstore“ oder klassisch: das rote „Sale“ Zeichen.
Den Besucher
innen soll somit klar werden, dass eine Galerie, eine Ausstellung oder ein Off
Space nichts anderes ist als ein Geschäft. Damit wird die Ausstellung transparent und basiert
nicht auf der Vorstellung, dass Kunst primär einen pädagogischen, moralischen oder bildenden
Auftrag hat. Mehr Durchsichtigkeit wird auch durch klare Beschriftung der Werke mit ihren Preisen
erschaffen und die „geheime“ Preisliste, wie in Galerien üblich, soll in grosser Ausführung am
Eingang prangen. Ist Kunst nur noch ein kapitalistisches Produkt, das aber nicht brauchbar ist?
Was unterscheidet ein an der Wand hängendes, von einer Künstlerin erschaffenes Schneidebrett
von einem Kunstgemälde? Hat Kunst neben seinem finanziellen noch einen ästhetischen Wert?
Und wie geben Künstler*innen darauf Antwort?
In diesem Zusammenhang dient das BELLO als eine Plattform, welche die drei unterschiedlichen
Kunstschaffenden und ihre differenzierten Standpunkte in und gegenüber dem zeitgenössischen
Kunstmarkt zeigt.
Darüber hinaus belebt die Ausstellung „Selling Bello, buying Zurich“ die gegenwärtige Diskussion
über die Transparenz der Verstrebung von Kunst und Markt. Dabei erhebt sie sich als veritable
Stimme und soll gemeinschaftlich Thesen und Antithesen entwickeln, wie Kunst heute und in
Zukunft transparenter vermittelt und demokratisierter gefördert werden kann.
Künstler
Isabel Rotzler ist Fotografin und hat in ihrer Ausbildung technische, so wie auch künstlerische
Herangehensweisen an ihr Medium gelernt. Sie geht der Frage nach, wie sie sich aus dem
ambivalenten und zum Teil willkürlichen Markt der Kunst ihr Leben finanzieren kann, ohne sich mit
ihren Bildern und ihrem Schaffen willkürlichen Regeln des Kunstmarktes anzupassen. Ihre Idee:
Fotografien werden auf Gebrauchsgegenstände gedruckt, beispielsweise auf Schneidebretter,
Schals, Geschirrtücher oder grosse Poster. Editionen braucht es nicht. Durchsichtigkeit bei
Produktion, Handel und Preis ist Voraussetzung. Isabel flieht vor der Kunstwelt, produziert diese
aber mit viel Schönheit und Liebe. Sie ist auf den Markt angewiesen, aber nicht dessen der Kunst.
Wo fängt Kunst an und wo hört sie auf?
**Timotheus Überall **ist ein freischaffender Künstler aus Wien, der aus der Film-, Theater- und
Medienbranche stammt. Gestartet als leidenschaftlicher Schreiberling verpackt er seine
Geschichten in Musikvideos. Er bedient sich zeitgenössischen Mittel der Vermarktung: ein

blühendes, sehr intuitives Instagramprofil lässt sich vorfinden. Timotheus,
überzeugter Europäer und Weltenbummler, kritisiert bei seinen Fotografien,
Videos und Posts alles und jeden sowie sich selbst. Durch kritisieren,
nerven, langweilen, hinterfragen und seiner wunderschönen Ästhetik
befindet er sich weit weg von Preis und Kunstmarkt. Mit seinem Label „capri.cious garment“ steht
er mit seiner Modeproduktion jedoch stark im Kontext der Ware. Ein Künstler, der sich von der
Gebrauchsware distanziert, sich jedoch auch austobt in der Schönheit der blutigsten Industrie
überhaupt: Fashion.
Valentino Scussel ist eigentlich Frontsänger der Band „Whos Panda“ und geht daneben sozialen
Arbeiten nach. Mitten im kulturellen Leben stehend ist Valentino oft gelangweilt von der
zeitgenössischen Kunst. Seine Antwort: selber produzieren und provozieren. Ausgehend von der
Idee, Leuchten zu erschaffen, die nicht dem Gesetz „Form follows Function“ unterworfen sind, will
er die Betrachter*in aus der Reserve locken und überzeugt mit seinen Möbeln durch skurrile
Formen und Farben. Damit bewegt er sich zwischen Isabel und Timotheus und ergänzt die beiden
Positionen. Valentino steht mit seinen Werken zwischen Gebrauchsgegenstand und Kunst. Sinn
haben seine Werke längst nicht mehr, aber die Schönheit als oberste Regel. Seine Leuchten sind
keine Ornamente der Masse, sondern ein Spiel mit Leuchtkörpern und -quellen, die seine Werke
aus- und beleuchten. Valentinos Arbeiten werfen Fragen auf, was der Nutzen von Kunst und
materiellen Güter ist, von Design und Kunst, Regeln und Provokation. Offen bleibt: Wo liegt die
Schönheit in unserer Welt?